Geschichte des Vereins

GESCHICHTE

Förderung der Bewährungshilfe in Hessen e.V.

1953 Einführung der Möglichkeit, Jugendstrafen zur Bewährung auszusetzen als strafrechtliche Neuerung in der Bundesrepublik Deutschland, ab 1954 auch bei Freiheitsstrafen für Erwachsene. Die vorher in Projekten erprobte Bewährungshilfe wird begleitend allgemein etabliert.

1954 Gründung des Vereins „Förderung der Bewährungshilfe in Hessen e.V.“ mit dem Ziel „die Wirksamkeit des Rechtsinstituts Bewährungshilfe zu unterstützen, sowohl ideell, als auch materiell dort, wo die Möglichkeiten des Staates ihre Grenze, nicht aber ihr Ziel erreicht haben“. Von Anfang an stellte der Verein finanzielle Mittel für Hilfsmaßnahmen der Bewährungshelfer für ihre Probanden zur Verfügung. Außerdem wurden Öffentlichkeitsarbeit geleistet und Anregungen zu Gesetzes- und Strukturverbesserungen gegeben.

1964 Einrichtung eines Wohnheimes für junge Probanden in Bad Homburg. Das Heim bestand bis 1981.

1969 Der Verein engagiert sich für die Einführung von Supervision für die Bewährungshilfe. Die Supervision – heute eine Selbstverständlichkeit für alle in der sozialen Arbeit Tätigen – war damals in den sechziger Jahren angstbesetzt und im Verdacht stehend, ein Werkzeug der Dienstaufsicht zu werden. Der Verein schuf die Möglichkeit von Gruppensupervision außerhalb der Justiz durch freiberufliche Psychologen.

1970 Trägerschaft für eine Beratungsstelle für freiwillige (ehrenamtliche) Mitarbeiter in Frankfurt am Main. Hier konnten sich engagierte Mitbürger über die besondere Problematik Gefangener und Haftentlassener informieren. Die Beratungsstelle bestand bis 1999.

1972  Einrichtung des „Treffpunktes“ in Frankfurt, einem Angebot zur Freizeitgestaltung und zum Gespräch für Haftentlassene, Probanden der Bewährungshilfe und andere in Not geratene Menschen. Er wird organisatorisch getragen von einer Gruppe ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.1

1973 Gründung eines Wohnheimes für erwachsene männliche Haftentlassene und Sozialurlauber in Kassel. Das Heim erhielt 1985 den Namen „Karl-Hemfler-Haus“, zu Ehren des ehemaligen hessischen Justizministers, der in Kassel lebte und sich sehr für die Einrichtung eines Wohnheims nach dem Vorbild des Heimes in Bad Homburg einsetzt hatte. Er befürwortete auch – in der Erkenntnis, dass nur so eine Wiedereingliederung gelingen kann - Vollzugslockerungen in Form von Hafturlaub und Freigang, noch bevor die gesetzliche Grundlage dafür geschaffen war. Er beschaffte die finanzielle Grundausstattung zur Einrichtung des Wohnheimes aus Lotto- und Stiftungsmitteln.

Außerdem bestanden bis ca. zur Jahrtausendwende in vielen Städten Wohnprojekte, die personell überwiegend durch die jeweiligen Bewährungshelferinnen und –helfer getragen wurden.

1978 Der Verein wird Träger des Projektes „Familienarbeit“ in Darmstadt, das zum Ziel hatte, die Verbindung zwischen dem Gefangenen und seiner Familie in der Zeit der Haft aufrecht zu halten und die durch die Trennung bestehenden Probleme gemeinsam aufzuarbeiten. Dazu wurden insbesondere mehrtägige Familienseminare unter der Begleitung eines Fachteams durchgeführt.

1991 Gesellschafterin der Neuen Wohnraumhilfe gGmbH mit Sitz in Darmstadt.

1992 In einem vom Verein erworbenen und umgebauten Haus wird ein zweites Übergangswohnheim, ebenfalls in Kassel und für die gleiche Zielgruppe, eingerichtet. Das Haus erhält den Namen „Karl-Hemfler-Haus II“.

1992 Die gemeinnützigen Wohnungsbau GmbH Marburg-Lahn (GeWoBau) erhält für die Dauer von 30 Jahren ein zinsgünstiges Darlehen. Die dafür im Gegenzug erhaltenen Belegungsrechte für Wohnraum werden dem Verein Eingliederungshilfe Marburg e.V. zur Verfügung gestellt, die sie für ihr Angebot des betreuten Wohnens für straffällig gewordene und haftentlassene Frauen und Männer nutzt.

1994 Der Verein wird in Absprache mit dem hessischen Justizministerium Träger des Projekts „Theater hinter Gittern“, das 1992 in privater Initiative gegründet wurde und bis zu dessen Auflösung dem Frankfurter Bund für Volksbildung angegliedert war.

2000 Beginn der Zusammenarbeit mit der Bewährungshilfe Wiesbaden für das Projekt „Gemeinnützige Arbeit Wiesbaden“. Als eine der ersten Behörden bezog die Bewährungshilfe das Gelände am Konrad-Adenauer-Ring, das ehemals als Hospital für die US-Streitkräfte genutzt worden und inzwischen jahrelang ungenutzt und verwildert war. Probanden konnten hier gemeinnützige Arbeit vor allem in der Grünpflege ableisten. Es wurde 2011 beendet, weil sich keine dauerhafte Finanzierung für eine Personalstelle sicherstellen ließ.

2001 Beginn des Projekts „Ehrenamtliche Mitarbeit in der Bewährungshilfe“, in dem engagierte Bürgerinnen und Bürgern für ergänzende Angebote zur Unterstützung von einzelnen Probanden geworben, geschult und begleitet werden. Es bestand zunächst modellhaft in Frankfurt, Hanau und Gießen, inzwischen auch in den Landgerichtsbezirken Kassel, Darmstadt, Limburg, Wiesbaden, Marburg und Fulda. Etwa 100 Ehrenamtliche sind derzeit in diesem Bereich tätig.

2003 In Kooperation mit dem Suchthilfezentrum Wiesbaden richtet der Verein eine Rechtsauskunft für Probanden der Bewährungshilfe und Klienten des Suchthilfezentrums ein. Eine Rechtsanwältin führt zweiwöchentlich eine Sprechstunde durch und erteilt Auskunft in allgemeinen, rechtlichen Fragestellungen. Seit 2008 besteht das Angebot auch in Kassel und wird ehrenamtlich von einem Rechtsanwalt durchgeführt.

2003 Die CD „Geschlossene Gesellschaft“ mit verschiedenen künstlerischen Darbietungen von gefangenen Frauen und Männer aus unterschiedlichen Haftanstalten wird vom Verein herausgebracht.

2006 In Hanau beginnt das Projekt „Konflikte lösen ohne Gewalt“. Es richtet sich zunächst mit Einzelberatung, später mit einem Gruppentraining, an Männer, die bei häuslichen Konflikten gewalttätig werden.

2008 Nachdem 2006 bereits das Übergangswohnheim in der Ruhlstraße in Kassel geschlossen worden war, wurde 2008 auch die Schließung des Karl-Hemfler-Hauses in Kassel-Niederzwehren unausweichlich. Schon in den Jahren vorher ging die Belegung – nicht zuletzt aufgrund der Verschärfung der Sozialgesetzgebung – stetig zurück. Zuletzt war der Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen nicht aufrecht zu erhalten. Damit ging für den Verein eine Ära zu Ende, in der die Bereitstellung von Wohnraum im Mittelpunkt der Aktivitäten gestanden hatte.

2008 Als Vorbereitung auf die in Folge der Schließung der Übergangswohnheime in Kassel notwendige Neuorientierung führt der Verein ein fachöffentliches Expertensymposium zur zukünftigen Ausrichtung der Arbeit durch. Elf Fachleute aus der Justiz, Kriminologie, Bewährungs- und Straffälligenhilfe geben in jeweils 10 minütigen Beiträgen ihre Einschätzungen über zukünftige Hilfebedarfe und die Rolle des Vereins in der Straffälligenhilfe ab.

2008 In enger Zusammenarbeit mit der dortigen Gerichtshilfe wird „Konflikte lösen ohne Gewalt“ auch in Limburg eingeführt.

2009 Beginn des Projekts „Begleitende psychotherapeutische Versorgung für Probanden des Sicherheitsmanagements“ mit dem Ziel, in enger Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsmanagement der hessischen Bewährungshilfe Therapien für Sexualstraftäter zu vermitteln und zu finanzieren. Dies geschieht durch den Aufbau eines hessenweiten, flächendeckenden Netzwerkes von (niedergelassenen) psychologischen Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, Fachärzten und anderen erfahrenen Fachkräften, die sachkundig die Behandlung dieser Tätergruppe übernehmen können. Auch Kooperationen mit anderen Einrichtungen wie der Forensisch-psychiatrischen Ambulanz Hessen, ProFamilia oder dem Informationszentrum für Männerfragen in Frankfurt werden geschlossen.

2014 Einrichtung der Hessischen Fachambulanz, mit der neben dem bestehenden Netzwerk von externen Therapeutinnen und Therapeuten im Projekt „Begleitende psychotherapeutische Versorgung für Probanden des Sicherheitsmanagements“ ein Angebot für Diagnostik sowie Einzel- und Gruppentherapie durch hauptamtliche psychotherapeutische Fachkräfte innerhalb des Vereins geschaffen wird.

2015 Der Verein wird Träger des Projekts „Auftrag ohne Antrag“ in Hanau. Es hat zum Ziel, Menschen zu erreichen und zu beraten, denen eine Ersatzfreiheitsstrafe droht, weil sie eine Geldstrafe nicht entrichtet haben. Eine bedarfsorientierte Vermittlung in weiterführende Beratungsangebote der Region ergänzt diese Arbeit.

2017  Der Verein wird Träger des Projekts „Auftrag ohne Antrag“ in Fulda und Limburg.

2018  Der Verein wird Träger des Projekts „Auftrag ohne Antrag“ in Gießen. In Frankfurt startet ein Projekt zur Erstattung der Fahrtkosten für Probanden der Bewährungshilfe, die gemeinnützige Arbeit ableisten.



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